Wollen wir das Stillen tatsächlich wirksam fördern? Dann müssen wir der Industrie die Stirn bieten und strukturelle Barrieren abbauen.

Sechs Monate lang nur Muttermilch, und danach neben geeigneter Beikost weiter stillen bis zum Alter von zwei Jahren und darüber hinaus: So lautet die weltweite Stillempfehlung. Viele Mütter, die stillen wollen und stillen könnten, werden daran gehindert. WHO und die Fachzeitschrift Lancet  zeigen auf, wie das passiert – und wie es geändert werden kann. Sie haben ein großes Team weltweit führender Wissenschaftler*innen zusammengetrommelt, das eine umfangreiche Analyse erstellt und Empfehlungen erarbeitet hat. Die Ergebnisse wurden als dreiteilige Serie am 7.2.2023 im Lancet veröffentlicht.

Stillen ist „Teil unseres artspezifischen biopsychosozialen Systems, entstanden während der Entwicklung der Säugetiere, um Gesundheit und Überleben sowohl der Mütter als auch der Kinder zu optimieren.“ Dieses Potential liegt heute oft brach. Strukturelle Einschränkungen bewirken, dass viele Mütter früher abstillen als sie wollten. Die Autor*innen der Serie betonen: Gelingendes Stillen zu ermöglichen, ist eine gesellschaftliche Verantwortung. Sie zeigen auf, was getan werden muss, um dieser Verantwortung gerecht zu werden.

Praktische Stillunterstützung

Die Stillraten können innerhalb kurzer Zeit verbessert werden, wenn ...

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Einundzwanzig Millionen Liter Muttermilch und mehr

21,3 Millionen Liter - das ist die Menge an Muttermilch, die die Mütter in Deutschland derzeit jedes Jahr produzieren. Und wenn die Bedingungen für gelingendes Stillen besser wären, könnte es noch viel mehr Muttermilch sein: bis zu 52 Millionen Liter pro Jahr.

Das ist viel Milch. Und die ist viel wert. 

Wissen Sie, was das wert ist?

Es gibt ein Berechnungsmodell, um den finanziellen Wert der Muttermilch darzustellen (siehe unten Mother’s Milk Tool). Dabei geht es allein um die Muttermilch als Nahrungsmittel.

Säuglingsernährung bei Katastrophen und Krisen

Stellungnahme zur Ernährung in Notfallsituationen, von UNICEF/WHOund der ukrainischen Regierung veröffentlicht, hier in zweisprachiger Fassung (englisch - deutsch)
Fachpersonen und Eltern finden umfassende Informationen auf der Webseite „SUS – Baby. Sicher und Satt“ www.sus-baby.eu

Naturkatastrophen wie die Überschwemmungen im Ahrtal, Erdbeben oder großflächige Waldbränden oder politische Krisen mit Fluchtbewegungen wie in Afghanistan können die Infrastruktur zusammenbrechen lassen: Die Stromversorgung fällt aus, das Trinkwasser wird knapp, der Nachschub für Lebensmittel stockt. Es kann zum Ausbruch von Infektionskrankheiten kommen. 
Die Versorgung von Säuglingen, die auf Muttermilchersatznahrung angewiesen sind, kann rasch kritisch werden.